Es war ein wahrlich bewegendes und einzigartiges Erlebnis – das exklusive Konzert des palästinensisch-syrischen Pianisten Aeham Ahmad im Rüngsdorfer KulturBad am vergangenen Sonntag! Faszinierend kreativ, vielfältig und leidenschaftlich spielte der Pianist aus Yarmouk Lieder aus seinem Repertoire. Zwischen den Liedern las Anna Sophia Baumgart ausgesuchte Stellen aus seiner Autobiografie „Und die Vögel werden singen“ vor. So entstand ein mitreißender Dialog der beiden Künstler auf der Bühne, durch den das Publikum viel über das bewegende Leben und Schaffen Ahmads erfuhr.
Von Herzen danken wir dem grandiosen Aeham Ahmad, den wir sicher bald wieder im Rüngsdorfer KulturBad erleben werden, Theo Palm, der den Künstler zu uns geholt hat, Lusia, eine Schülerin von Aeham, die das Publikum ebenfalls von ihrem Talent überzeugte, unseren fleißigen Helferinnen und allen, die dabei waren!
Über den Künstler:
Aeham Ahmad wuchs als palästinensischer Flüchtling im syrischen Flüchtlingslager Yarmouk in Damaskus auf. Seit seinem fünften Lebensjahr lernte er Klavier spielen, zunächst im Konservatorium in Damaskus, von 2006 bis 2011 studierte er an der musikalischen Fakultät der Baath-Universität in Homs. Yarmouk war seit 2013 von verschiedenen Parteien des Bürgerkriegs umkämpft. Im Laufe von Kriegshandlungen, Belagerung und Hunger dezimierte sich die Einwohnerzahl von vorher 150.000 auf 16.000 Menschen im Jahr 2015. Während dieser Zeit transportierte er sein Klavier auf einem Anhänger oder Pick-Up und trat auf Straßen und öffentlichen Plätzen auf. Videos von diesen Auftritten, häufig vor allem mit Kindern als Publikum, wurden in sozialen Netzwerken geteilt und seine Geschichte erfuhr international Medienberichterstattung.
Nachdem das Flüchtlingslager im April 2015 von den Kämpfern des „Islamischen Staates“ eingenommen worden war, zerstörten diese bei einer Kontrolle sein Klavier. In dieser Situation entschied er sich, seine Heimat zu verlassen. Am 2. August floh er aus Yarmouk und kam über Izmir, Lesbos und die Balkanroute im September 2015 nach Deutschland.
2015 erhielt er in Bonn den erstmals verliehenen Internationalen Beethovenpreis für Menschenrechte, Frieden, Freiheit, Armutsbekämpfung und Inklusion. Erste Auftritte in Deutschland hatte er bei einem Konzert für Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer in München im Oktober 2015 sowie einem Benefizkonzert zugunsten der Bochumer Flüchtlingshilfe zusammen mit den Bochumer Symphonikern. Seitdem hat er viele Konzerte in ganz Europa und in Japan gespielt.
Zur Internationalen Frankfurter Buchmesse im Oktober 2017 erschien seine Autobiografie „Und die Vögel werden singen“, das inzwischen in mehrere Sprachen übersetzt wurde.